Steckbrief für die Ortschaft Niederdrees

Steckbrief für die Ortschaft  Niederdrees

Portrait des Ortsteils

 

Im 8. und 9. Jahrhundert entstanden unzählige kleine Herrschaften und Herrlichkeiten, in denen der Grundherr nach eigenen Gesetzen frei schalten und walten konnte. Eine derartige Unterherrschaft im kurkölnischen Staat war die Siedlung Niederdrees.

Urkundlich wird Niederdrees erstmals 856 unter dem Namen „Dreisa“ erwähnt. 1161 hieß es „Dreise“ und 1561 „Dreis“. Der Name leitet sich ab von Driesch oder Dreeschfeld, womit die Brache gemeint ist, die ein Jahr ungepflügt liegen blieb und dann als gemeinsam genutzte Fläche zum Weiden des Viehs genutzt wurde. Die Besitzer wechselten, die Herrschaft wurde schließlich nicht mehr als Wohnsitz genutzt, sondern diente nur als Objekt für Pachtnutzung und Verpfändung. So verfielen schon vor über 400 Jahren die Burg und ihre Wasseranlagen so nachhaltig, dass ihre Spuren völlig verwischt sind. Heute erinnert nur der Straßenname Kreuzburgweg daran, dass es in Niederdrees einmal einen Herrensitz gegeben hat.

Während der napoleonischen Besatzung ab 1794 wird Rheinbach Hauptort des neugebildeten Kantons. 1802 wird Rheinbach und damit auch Niederdrees Teil des französischen Staates. Niederdrees wird selbstständige Gemeinde mit Bürgermeister und Rat.

1816 findet sich Rheinbach dann als Teil der preußischen Rheinprovinz wieder. Der bisherige Kanton Rheinbach wird unter der preußischen Herrschaft zu einem Kreis umgewandelt. Niederdrees bleibt selbstständige Gemeinde.

1932 wird der Kreis Rheinbach aufgelöst und Rheinbach und damit auch Niederdrees werden dem Landkreis Bonn zugeordnet.

Im Rahmen der kommunalen Neuordnung 1969 wird aus der selbstständigen Gemeinde Niederdrees ein Rheinbacher Ortsteil.

 

Wie sieht das Dorf heute aus?

Im Dorfkern ist seine alte dörfliche Struktur erhalten geblieben. Mittelpunkt bildet die Kirche. In der Glockenstube geben die Inschriften von zwei Glocken einen Hinweis darauf, dass 1427 hier eine Kapelle gestanden hat, die 1443 dem hl. Antonius geweiht wurde. Heute werden hier Gottesdienste zu besonderen Anlässen und alle 14 Tage eine Messe durch einen Pfarrer der Rheinbacher Gemeinde St. Martin abgehalten.

In den Gassen sind noch fünf von den Besitzern liebevoll gepflegte, unter Denkmalschutz gestellte, Fachwerkhäuser zu sehen.

Nach dem 2. Weltkrieg erweitert sich der Ort um ein größeres Wohngebiet nach Süden. Hier fanden vor allem Kriegsflüchtlinge aus den im Osten verlorengegangenen Gebieten eine Heimstatt.

 

Man lebt gern in Niederdrees

Der im Jahr 2022/23 neu gestaltete Dorfplatz zeigt beeindruckend, was einzelne Bürger auf die Beine stellen können. Nach gründlicher Vorbereitung stellte der Ortsvorsteher einen Antrag an das Ministerium für Heimat und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen und erhielt aus dem Programm „Dorferneuerung 2021“ einen großzügigen Betrag zugesagt. Darüber hinaus wurden aber noch beträchtliche Eigenleistungen und Spenden erforderlich. Die jetzt neugestaltete, schmucke Ortsmitte lädt zum Verweilen ein und hat sich bereits auf Dorffesten bewährt.

 

An die Kirche lehnt sich das Ehrenmahl an, das die Niederdreeser Bürger sich im Jahr 1956 aus eigenen Mittel errichtet haben. Auf den Steinplatten wird man an die 12 Gefallenen des 1. Weltkriegs und die 29 Kriegsopfern des 2. Weltkriegs erinnert. Es ist eine schöne Sitte, wie die Ortsvereine an traditionellen Festtagen der Toten gedenken, indem sie in einer schlichten Zeremonie hier einen Kranz niederlegen.

 

Für die Kinder im Dorf haben die Niederdreeser Bürger 1965 einen großzügigen Spiel- und Bolzplatz in der Ortsmitte geschaffen, der ständig weiterentwickelt wird.

 

Das Dorf verfügt für kleinere Veranstaltungen über ein Dorfgemeinschaftshaus, die „Alte Schule“, für Veranstaltungen mit mehr Gästen kann der größere Raum im Haus der Löschgruppe genutzt werden. Das schöne Gebäude der alten Dorfkneipe steht seit Jahren leer. Es könnte genutzt werden, wenn sich ein Pächter fände.

 

Niederdrees ist traditionell ein Ort mit lebhaftem Vereinsleben. Heute sind noch fünf Vereine gesellschaftlich aktiv:

  • Ortsausschuss Niederdrees e.V.
  • Spielmannszug Echo 1921 Niederdrees e.V.
  • Männergesangverein e.V. 1894
  • Junggesellenverein Eintracht Niederdrees 1891

 

und die Löschgruppe Niederdrees der Freiwilligen Feuerwehr Rheinbach

 

Diese Vereine planen und organisieren im Jahresablauf eine Anzahl von Festen und Veranstaltungen.

  • Maiansingen mit Aufstellen des Maibaums
  • Junggesellenfest
  • Tagesausflug „Niederdrees op Jöck“
  • Kirmes
  • Junggesellenfest
  • Laternenumzug zu Ehren des hl. Martin mit Mantelteilung, Laternenprämierung, Martinswecken und Verlosung der Martinsgans
  • Weihnachtszauber, Weihnachtsmarkt mit Märchenerzählungen
  • Echo Sitzung und motorloser Karnevalsumzug
  • Jährlicher Seniorennachmittag
  • Monatlicher Seniorenkaffee

 

Das Dorf ist mit fünf bäuerlichen Erwerbsbetrieben und mehreren Nebenerwerbsbetrieben nach wie vor ein landwirtschaftlich geprägter Ort. Im Jahr 2015 wurde Niederdrees als erstem Dorf in Nordrhein-Westfahlen vom NABU die Auszeichnung „Schwalbenfreundliches Dorf“ zuerkannt. Eine Anzahl von Schwalbenfreunden hat sich dieser Aufgabe angenommen.

Doch auch die neuen technischen Errungenschaften gehen nicht am Ort vorbei.

Die im Jahre 2016 hergestellte Anbindung an das Glasfasernetz ist schon deshalb eine Besonderheit, weil es aus dem besonderen Engagement der Niederdreeser Bevölkerung heraus realisiert wurde. Damit war Niederdrees der erste Rheinbacher Ortsteil, der eine derartige Anbindung an die Welt vorweisen konnte.

Die Einrichtung eines Home-Office-Arbeitsplatzes ist problemlos möglich.

Auch beim nächsten Schritt, dem Glasfaseranschluss bis ins Haus, steht Niederdrees gut da.

Die Vereine sind alle im Internet vertreten.

 

Literatur über den Ort Niederdrees:

Der Ortsausschuss hat zwei Bücher herausgegeben:

 

2006, Niederdreeser Dorferinnerungen Teil 1 „Wat senn at hondet Johr: Gedenken“

(broschiert, 158 Seiten) gesammelt und aufgezeichnet von Hartmut Neumann

Das Buch geht den Lebensläufer der Opfer der zwei Weltkriege nach.

 

2009, Niederdreeser Dorferinnerungen Teil 2 „Wat senn at hondet Johr: Die Ortsvereine“

(broschiert, 527 Seiten) gesammelt und aufgezeichnet von Hartmut Neumann

Hartmut Neumann