„Was macht der Tagebau eigentlich nachts?“

Niederdreeser Senioren im Rheinischen Braunkohlerevier

Auch in diesem Jahr von Doris Büser wieder hervorragend organisiert, ging der Seniorenausflug des Ortsausschusses Niederdrees e. V. in die Umgebung des Braunkohletagebaus Hambach.
Im Schloss Paffendorf bei Bergheim begrüßte Gästeführer Willi Braun die Senioren und informierte sie in der Dauerausstellung „Rheinisches Braunkohlerevier“ über hiesige Kohlevorkommen und deren Abbau.
Sehr authentisch erreichten seine Ausführungen die Zuhörer, stammt Braun doch selbst aus Balkhausen und wurde samt seiner Familie und dem ganzen Dorf „Opfer“ einer der üblichen Umsiedlungsmaßnahmen.
Begleitet von diesem kompetenten und kritisch-realistischen Führer ging es per Bus weiter zu einem stürmischen Aussichtspunkt über dem Tagebau Hambach: Ein riesiger Krater wurde hier in die Landschaft gerissen und warf so manche Frage auf bezüglich Technik, Umwelt, Kosten-Nutzen-Relation sowie heutiger Zeitgemäßheit. Sachkundig und geduldig klärte Willi Braun sämtliche Fragen seiner Zuhörer auf besonders anschauliche Weise. Sieben der je 16.000 Tonnen schweren, je 2,2 Millionen Euro teuren Schaufelradbagger arbeiten sich Tag und Nacht durch die Bördelandschaft.
Die Niederdreeser folgten ihrer geplanten Spur nach Manheim, dem Heimatort der Schumi-Brüder: Ein Geisterdorf! Geschlossene Höfe, Rollläden, Kirche und Friedhof bereits entwidmet. 800 Bewohner haben ihre Heimat schon verlassen, 400 leben noch dort, müssen den anderen aber bis 2020 folgen. Dann kommen die Bagger…
Nachdenklich geworden, machten sich die Niederdreeser Senioren auf nach „Manheim-neu“: ebenerdige, frei stehende Fertighäuser auf größeren Parzellen, kein Ortskern, keine Kneipe, keine Kirche…
„Heimaterde“ haben die Manheimer angekarrt und einen Schlittenhügel aufschütten lassen, bepflanzt mit Nachzuchtbäumen aus ihrem alten Dorf. Mehr bleibt nicht…
Beim anschließenden Mittagessen und Stadtbummel in Bergheim drehten sich viele Gespräche um das Erfahrene, Gesehene und Erlebte.
Wohlbehalten und froh, in ein vor Baggern sicheres Dorf zurückkehren zu können, landeten die Teilnehmer der Seniorenfahrt schließlich wieder in Niederdrees. Man war sich einig, dass es ein gelungener Ausflug war!
Ein kleiner Wermutstropfen trübt leider diese Art der Veranstaltung: Da sich von den 129 angeschriebenen ü-60-Niederdreesern nur 29 für diesen Ausflug angemeldet hatten, wäre er fast ins Wasser gefallen, da für Bus und Führung erhebliche Kosten auf den OA ND e. V. zukommen. Aber zum Glück hat Niederdrees Freunde in Oberdrees, Rheinbach und Hilberath, die die Seniorenfahrt mit ihrer Anwesenheit bereicherten.

Dennoch muss im Ortsausschuss über die Frage diskutiert werden, ob ein Seniorenausflug  künftig noch stattfinden kann und soll.

Text & Fotos: Hedi Zensen